Lebensplanungs-Seminar soll Jugendlichen die Berufswahl erleichtern
Studium – ja oder nein? Oder lieber doch eine Ausbildung machen – aber wenn ja, welche? Die Auswahl ist riesig und jungen Menschen stehen viele Möglichkeiten offen, ihr Leben zu gestalten. Gerade diese Vielfalt macht es aber auch schwer, eine Entscheidung zu treffen.
Diese Entscheidung kann auch Karin Brämisch-Meyer Jugendlichen nicht abnehmen – das will sie auch gar nicht. Aber die 45-jährige Delbrückerin möchte ihnen dabei helfen, ihre eigenen Vorstellungen zu konkretisieren, ihre Vorlieben, Stärken und Schwächen zu erkennen – und so den Weg zu einer eigenen Entscheidung ebnen. Seit kurzem bietet sie Seminare zur Berufswahl und Lebensplanung für Schüler ab Klasse elf an.
„Viele Schüler haben Probleme bei der Berufswahl, weil sie das Berufsleben überhaupt nicht kennen“ weiß sie. Abgesehen von kurzen Erfahrungen bei Praktika oder Ferienjobs sei das Berufsleben für sie abstrakt.
Deshalb ist der erste Schritt in dem Seminar, das Brämisch-Meyer gemeinsam mit der Diplom-Soziologin Christine Scharlau anbietet, auch nicht das Herausfinden von möglichen Interessen. Vielmehr sollen die Jugendlichen auf spielerische Weise ihre Lebensziele formulieren. Und da kommen häufig die Dinge zusammen, die sich nur schwer miteinander vereinbaren lassen, wie Karin Brämisch-Meyer erzählt: „Viel Geld verdienen, ganz viel reisen, soziales Engagement entwickeln, eine Familie gründen, morgens spät zur Arbeit gehen und abends früh nach Hause kommen – aber das alles geht meist nicht zusammen.“
Im nächsten Schritt versuchen die Beraterinnen anhand des „Myers-Briggs-Typenindikators“ eines Persönlichkeitstests, Grundzüge der Persönlichkeit zu erkennen. „Das ist häufig eine interessante Erfahrung für junge Menschen – zu entdecken, dass andere ganz anders ticken als sie selbst“, sagt Brämisch-Meyer. Und schließlich stelle sich die entscheidende Frage: Was bedeutet das für die Berufs-wahl? „Wenn zum Beispiel jemand eher intuitiv oder aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen entscheidet, wird er sich bei der Polizei, wo es auf eine analytische Beurteilung ankommt, möglicherweise immer fühlen wie ein Kanarienvogel im Aquarium“, erläutert die Beraterin.
Ein weiterer wichtiger Baustein ihres Seminars ist die „Traumreise“: Dabei werden die Teilnehmer aufgefordert, sich ihr Leben in zehn Jahren vorzustellen – ebenfalls eine spielerische Erfahrung, bei der die Jugendlichen eine Menge über sich selbst erfahren können.
Am Ende des Seminars sei für viele Teilnehmer zumindest klar, in welchem Bereich sie später gern arbeiten möchte. Dafür geben die Beraterinnen ebenfalls Tipps mit: Die Jugendlichen üben zum Abschluss, Interviews zu führen mit Menschen, die bereits in diesen Berufen tätig sind. Auf diese Weise sollen sie selbst herausfinden, welche Voraussetzungen sie für ihren Traumberuf mitbringen müssen und auf welche Weise sie ihr Ziel am besten erreichen können.
Am Anfang steht meiste eine solide Ausbildung, auf der man später aufbauen kann. Denn keine Entscheidung ist endgültig, wie Karin Brämisch-Meyer erläutert: „Für mich ist das beste Beispiel Michael Schumacher. Der hat eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht – und heute ist er ein Star.“
Corinna Strate, Westfalenblatt 04.09.2004